Medizin-Kritik: Ist die „deutsche Akupunktur“ noch modern?
Rainer H. Bubenzer — Berlin, 2010 [Gesundheitsberatung Top-Fit-Gesund.de].
Hoffnungsfroh führt uns Johann Wolfgang Goethe — am Übergang des 18. ins 19. Jahrhundert — mit dem Arzt Dr. Faust hinaus in den sprießenden, österlichen Frühling:
„Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
Durch des Frühlings holden, belebenden Blick;
Im Tale grünet Hoffnungsglück;“ [1]
Wenige Augenblicke später gesteht eben dieser Faust sein komplettes ärztliches Versagen ein:
„Hier war die Arzenei, die Patienten starben,
Und niemand fragte: wer genas?
So haben wir mit höllischen Latwergen
In diesen Tälern, diesen Bergen
Weit schlimmer als die Pest getobt.
Ich habe selbst den Gift an Tausende gegeben,
Sie welkten hin, ich muß erleben,
Daß man die frechen Mörder lobt.“ [1]
Nicht weniger kritisch äußert sich im 19. Jahrhundert der Erfinder des Lebensweckers, Carl Baunscheidt:
„Bedenkt man, wie so mancher Mensch in seinen besten Lebensjahren als Opfer einer falschen Behandlung ins Grab sinkt, so ist man versucht, die Erfüllung des wichtigen Berufs der Mediziner in bescheidenen Zweifel zu ziehen.“ [2]
(siehe auch: „Ärzte-Streik: Gut für unsere Gesundheit!?“) In seinem Grundlagenwerk entzieht Baunscheidt deshalb den Lebenswecker als Therapieeinrichtung den Händen der damaligen Health Professionals. Und übergibt ihn zum Zwecke der Selbstbehandlung an die Bevölkerung [2].
Wie viele andere ruft schließlich im 20. Jahrhundert auch Edward Bach — der Begründer der so überaus erfolgreichen Selbstbehandlungs-Methode „Bach-Blütentherapie“ mit ihren 38 speziellen Pflanzenauszügen — seinen Mitmenschen zu:
„Heile Dich selbst!“ [3,4].
Doch die Medizin-Kritik, die vielen Aufrufe zur Selbstverantwortlichkeit, verhallen oft ungehört: Die Entmündigung vieler kranker Menschen ist so weit fortgeschritten, dass das Vertrauen in die — nach Auffassung von Baunscheidt, Bach und vielen anderen von Gott gegebene — Heilkraft der Natur völlig verloren gegangen ist. Hauptgrund: Auch mehr als 200 Jahre nach Samuel Hahnemann, dem Begründer der Homöopathie, konnte sich die überwiegende Zahl der Health Professionals nicht auf ihre, von Hahnemann wie folgt zusammengefasste Aufgabe beschränken:
„Des Arztes höchster und einziger Beruf ist, kranke Menschen gesund zu machen, was man Heilen nennt“ [5].
Vielmehr hat die Mehrheit der Beteiligten die Medizin weiter zu jenem profitmaximierten, dreckigen Gewerbe verkommen lassen, das bereits Goethe im Faust kritisierte (und für das wir Monat für Monat etwa 15 Prozent unseres teuer verdienten Einkommens hinblättern müssen — neben allen sonstigen Zuzahlungen).
Selbstbehandlung — Selbstheilung — niemals Schaden anrichten
Einer der bedeutendsten deutschen Ärzte und Apotheker der Neuzeit, der bis heute viele Spuren in der naturwissenschaftlich orientierten Schulmedizin hinterlassen hat, Samuel Hahnemann, erwähnte an keiner Stelle die Exklusivität der Heilberufe bei der Heilung von Kranken oder hat sie gar gefordert. Dies hätte er auch gar nicht fordern können, denn nach seiner Auffassung ist Heilung von Krankheit vor allem ein patienteneigner Vorgang, bedingt durch die, der Natur aller Lebewesen zugrundeliegende natürlichen Lebenskraft. Einsichtige ärztliche Vertreter der Homöopathie haben deshalb immer medizinische Laien akzeptiert (auch im Rahmen von Vereinen), von denen sogar manche zu den größten Meistern ihres Faches wurden (beispielsweise von Clemens von Bönninghausen).
Die Exklusivität, mit der Health Professionals ihre Oberherrschaft über den Umgang mit menschlichem Leiden beanspruchen, ist so lächerlich wie der Anspruch der papstgeführten Kirche, als einzige den Weg zu Gott vermitteln zu können. Die angebliche Professionalität der Medizin entlarvt sich spätestens bei den Millionen vergeblicher Heilversuche, die Ärzte oder Heilpraktiker jeden Tag bei kranken Menschen unternehmen. Dabei wird systematisch mehr Schaden angerichtet als Nutzen für die Patienten gebracht (wobei merkwürdig ist, dass Ärzte auch bezahlt werden, wenn sie erfolglos bleiben ...). Dabei heißt das ärztliche Grundprinzip (neben den ethischen Verpflichtungen, die bereits Hippokrates formuliert hat [6]):
„Nihil nocere — niemals Patienten schädigen!“
Von der Akupunktur zum Lebenswecker
Wie dünn das Eis der Schulmedizin ist, zeigt sich unter anderem auch daran, dass sich Tausende deutscher Ärzte von ihrem teuer an den Hochschulen erlernten Wissen ab- und sich der asiatischen Akupunktur zuwenden. Also einem Therapieverfahren, das auf völlig anderen ideologischen Grundsätzen beruht als die westliche Medizin. Und das selbst in den größten, jemals durchgeführten Studien zur Wirksamkeit eher schlecht als recht abschneidet, wie einer der erfahrensten Kenner der Alternativmedizin, Edzard Ernst von der Universität Exeter/England feststellt:
„Die Ergebnisse der deutschen Akupunktur-Studien ... lassen sich ... zwanglos unter der Hypothese erklären, dass Akupunktur frei von spezifischen Effekten ist. “ [7]
Ernst bezieht sich auf die Megastudien ART und GERAC und deren interessantes Neben-Ergebnis: Zwar hat das Nadeln nach chinesischen Vorgaben gewisse therapeutische Wirkungen, so ergeben bisherige Studien-Analysen. Placebo-Akupunktur, also die Haut-Nadelung an Nicht-Akupunkturpunkten, ist jedoch genauso wirksam wie das Pieksen nach chinesischem Konzept [8]. Um also Heilung oder Beschwerdebesserung bei Migräne, Rückenschmerzen oder anderem zu erreichen, muss lediglich Haut genadelt werden — auf spezifische Punkte kommt es dabei kaum an. Damit schließt sich der Kreis: Die Entdeckung der Nerven-Verbindung zwischen Haut und inneren Organen („Dermatome“, „segmentale Haut-Innervation“) und deren therapeutischen Möglichkeiten im 19. und 20. Jahrhundert führt auf direktem Weg zur Anwendung des Lebenswecker. Also zu intensivierter Stimulation der reflektorischen Haut-Bereiche, die mit inneren Organen in Verbindung stehen. Und den damit bewirkten, seit über 150 Jahren dokumentierten Behandlungs-Erfolgen des Baunscheidtismus (manchmal auch „deutsche Akupunktur“ genannt). Zahlreiche placebo-kontrollierte Studien zur Akupunktur-Wirksamkeit belegen dies zusätzlich.
Baunscheidtieren — ein durchaus drastisches Verfahren
Das naturheilkundliche Verfahren der Lebenswecker-Anwendung („Baunscheidtismus“, „Baunscheidtieren“) ist ein Heilverfahren zur Behandlung von Erkrankungen. Es ist kein Verfahren zur optimierten esoterisch-religiösen Sinnsuche, zur vertieften Selbstfindung vermittels Krankheit, zur allgemeinen Befindlichkeitsbesserung („Wellness“), zur allgemeinen oder spezifischen Neurosentherapie, zur Behandlung eingebildeter oder vom mediko-industriellen Komplex neuerdings erfundener Krankheiten, kein Rettungsanker verwirrter Schulmediziner, keine Lifestyle-Therapie, kein Verfahren zum Patienten-Schröpfen oder ähnlichem. Baunscheidtieren dient der Behandlung von Krankheiten durch medizinische Laien. In Zeiten, in denen der mediko-industrielle Komplex immer mehr Geld für seine eigene Existenz verschlingt, anstatt der Gesundheit von allen Menschen zu dienen, müssen Bürger offenbar wirksame Therapieverfahren wieder selbst in die Hand nehmen ... Baunscheidtismus ist ein drastisches Verfahren zur Krankheitsbehandlung, es ist keine sanfte Tabletten- oder Streicheltherapie für gelangweilte Hypochonder des 21. Jahrhunderts. Baunscheidtieren kann unangenehm sein, kostet Geld und sieht — vorübergehend — nicht gerade gut aus! Also nochmals: Die deutsche Akupunktur wirkt bei Patienten und kranken Menschen auch dann, wenn sie vom Ehegatten, Eltern oder Freunden angewandt wird. Das hierzu nötige Wissen wird auf dieser Website zu finden sein.
Für wen ist diese Website?
Hinweis 1: Unter dem englischsprachigen Begriff Health Professionals fassen wir auf dieser Website Angehörige der medizinischen Berufe (zum Beispiel Ärzte, Heilpraktiker, Psychotherapeuten, Hebammen, Wissenschaftler, Forscher der Pharma- oder Medizintechnik-Industrie, Gesundheitsberater von Kostenträgern und so weiter) zusammen.
Hinweis 2: Der Internet-Auftritt Lebenswecker.de ist kein Angebot für Health Professional, sondern für Patienten und ihre Angehörigen und Freunde. Die Aus- und Weiterbildung in Baunscheidtismus von Ärzten und Heilpraktikern wird durch die entsprechenden Fach- und Standesvertretungen oder die jeweiligen Fachgesellschaften angeboten. Hierfür geeignete Kongresse, Symposien oder Seminarveranstaltungen werden in den Fachzeitschriften angekündigt. Insbesondere die Frage der Selbstbehandlung mit dem Lebenswecker sollten Health Professionals in ihren Fachkreisen diskutieren, nicht bei www.lebenswecker.de.
Literatur
[1] Goethe: Faust. Eine Tragödie. Tübingen 1808 (Faks. Zwickau 1924, Online-Version).
[2] Baunscheidt C: Der Baunscheidtismus. 18., unveränderte Auflage, C. Baunscheidt & Co. GmbH, Endenich/Bonn, 1923.
[3] Bach E: Heal thyself - an explanation of the real cause and cure of disease. C. W. Daniel Co. Ltd., Saffron Walden/UK, 1931.
[4] Bach E: The Twelve Healers and Other Remedies. New enlarged edition. C. W. Daniel Co. Ltd., Saffron Walden/UK, 1936.
[5] Hahnemann, S: Organon der Heilkunst. 6. Auflage, 1842 (Online-Version nach der Ausgabe von Richard Haehl 1921).
[6] Hippokrates: Der Hippokratische Eid. Übersetzung und Kommentierung durch Prof. Axel W. Bauer, Heidelberg.
[7] Ernst E: Akupunktur - endlich Klarheit? Dtsch Med Wochenschr 2006;131:483-484 (Kurzfassung).
[8] Bäcker M, Tao I, Dobos GJ: Akupunktur - quo vadis? - Zur aktuellen Diskussion um Wirksamkeit und „Punktspezifität“ der Nadeltherapie (Kurzfassung).