Fast vergessen: Das Baunscheidt-Verfahren
Beitrag aus Deutschlands
größter Frauenzeitschrift
von Rainer H. Bubenzer (Gesundheitsberater), Hamburg.
Seit 150 Jahren wenden naturheilkundliche Ärzte, Heilpraktiker und Laien das in Deutschland entwickelte Baunscheidt-Verfahren an. Erwerben Ärzte in Deutschland die Zusatzbezeichnung „Naturheilkunde“, müssen sie auch diese - in der Öffentlichkeit weitgehend in Vergessenheit geratene - Methode erlernen.
Technik Das Baunscheidt-Gerät hat einen Behandlungs-Kopf mit rund 20 Nadeln. Mit leichter Federkraft schnellt dieser auf die Haut und erzeugt so 0,5-1mm tiefe, kleine Löcher in der aderlosen Oberhaut (deshalb blutet es auch nicht). Mit wiederholten Nadelungen können im Rahmen einer einzigen Behandlung bis zu handgroße Hautflächen genadelt werden. Es folgt die Einreibung mit hautreizendem Öl. Ziel: Ein Heil-Ausschlag der genadelten Haut, der oft bis 1 Woche andauert. „Die Behandlung ist einfach, erfordert jedoch gründliches medizinisches Wissen“, sagen Naturheilkundler. Um beispielsweise Verletzungen zu vermeiden, darf nicht auf dünner Haut über Knochen (Kniegelenk, Wangen, Schläfen) genadelt werden. Nach Abheilung der Entzündung kann die Behandlung - bis zu 8x pro Jahr - wiederholt werden.
Hautbereiche, die mit inneren Organen zusammenhängen
Die „bestechenden“ Wirkungen
- Reizung von Hautnerven, die mit inneren Organen wie Leber oder Nieren verbunden sind (Reflexzonen-Wirkung). Dies steigert Durchblutung und Stoffwechsel innerer Organe (was heilend wirkt).
- die winzigen, entzündeten Nadelpunkte wirken mehrere Tage auf erkrankte Organe. Dies hat tiefgreifend anregende, erfrischende Wirkungen auf den gesamten Körper.
- die Erzeugung heilender Hautausschläge ist mit die älteste medizinische Behandlung. Dies leitet schädliche, krankmachende Stoffe aus dem Körper heraus (Ausleitungs-Therapie).
- künstliche Hautentzündungen aktivieren das Abwehrsystem der genadelten Hautgebiete und im gesamten Körper.
- auch hormonbildende Organe werden angeregt, beispielsweise die Eierstöcke oder die Schilddrüse.
Krankheiten, bei denen Nadeln gut ist
- schmerzhafte Erkrankung von Knochen, Sehnen oder Gelenken (beispielsweise Arthrose, Arthritis, Gicht), Tennisellbogen, anhaltende Schulter-Arm-Schmerzen.
- Trigeminus-Neuralgie (heftige Gesichts-Schmerzen), Migräne.
- Erkältungsneigung (mehr als 4 Erkältungen pro Jahr).
- Reizmagen (Übelkeit, Völle), Verdauungsschwäche (Essen liegt „schwer“ im Magen, Aufstoßen, Blähungen), chronische Verstopfung (auch wechselnd mit Durchfall = Reizdarm).
- chronische Blasen-Entzündung (oft Harndrang, Schmerzen beim Urinieren, erfolglose Antibiotika-Behandlung).
- Regelprobleme (schmerzende, verstärkte, verlängerte Monatsblutung).
- chronischer Schwindel, Ohrensausen, Ohrgeräusche (Tinnitus).
Baunscheidtieren ist hoch wirksam. Das Heil-Verfahren hat nur wenige Nebenwirkungen: Manchmal können Haut-Pigmentierungen und - bei falscher Anwendung - Narben für bis zu 1/2 Jahr bestehen bleiben. Wie bei vielen naturheilkundlichen Heilverfahren kann es zu stärkeren Reaktionen des Körpers auf die Behandlung kommen (zum Beispiel Fieber oder Müdigkeit), manchmal so stark, daß Patienten für 3-4 Tage das Bett hüten müssen.